Einfluss des Safewards-Modells auf Konflikte, Eindämmungs- und Zwangsmaßnahmen im akutpsychiatrischen Setting
Anfrage
Reduziert die Anwendung des Safewards-Modells im akutpsychiatrischen Setting bei Erwachsenen die Häufigkeit von Konflikten und Eindämmungs- bzw. Zwangsmaßnahmen im Vergleich zu üblicher Versorgung?
Ergebnisse
Studien
Unsere umfassende systematische Literaturrecherche ergab insgesamt fünf Studien, die sich für diesen Rapid ReviewEin Rapid Review ist eine Form der Evidenzsynthese, bei der Informationen aus verschiedenen Forschungsstudien gesammelt und zusammengefasst werden. Ziel ist es, auf systematische und ressourceneffiziente Weise Erkenntnisse für die Öffentlichkeit, Leistungserbringer im Gesundheitswesen, Forscher, politische Entscheidungsträger und Geldgeber zu gewinnen. Um dies zu erreichen, wird die Art und Weise, wie traditionelle strukturierte (systematische) Übersichtsarbeiten geplant und durchgeführt werden und/oder wie die Ergebnisse präsentiert werden, beschleunigt. Dies wird durch die Vereinfachung oder den Verzicht auf eine Vielzahl von Methoden erreicht, die von den Autoren klar definiert werden mussten. Die Definition ist entnommen aus: Garritty C, Hamel C, Trivella M, Gartlehner G, Nussbaumer-Streit B, Devane D, Kamel C, Griebler U, King VJ; Cochrane Rapid Reviews Methods Group. Updated recommendations for the Cochrane rapid review methods guidance for rapid reviews of effectiveness. BMJ. 2024 Feb 6;384:e076335. verwenden ließen. In vier Studien wurde der Großteil der zehn Komponenten des Safewards-Modells an verschiedenen Stationen implementiert. Die Untersuchungen fanden großteils in Europa (Dänemark, Großbritannien und Polen) sowie zwei in Australien statt. Die Studiendauer betrug zwölf Wochen bis ein Jahr.
Resultate
Eine cluster-randomisierte kontrollierte Studie zeigte, dass die Implementierung des Safewards-Modells zu einer Reduktion von Konflikt- und Eindämmungsereignissen führte. Nach Einführung der Maßnahme wurden 15,0 Prozent weniger Konfliktvorfälle (95% KI [Konfidenzintervall]: 5,6–23,7) und in Dienstschichten mit Eindämmungsvorfällen eine Reduktion der Rate an Eindämmungsmaßnahmen um 26,4 Prozent (95% KI: 9,9–34,3) im Vergleich zur Kontrollgruppe festgestellt (1). Auch eine Vorher-Nachher-Studie zeigte nach Einführung von Safewards eine Verringerung von Konfliktvorfällen und durchgeführten Eindämmungsmaßnahmen (2). Unser Vertrauen in das Ergebnis ist niedrig.
Die Häufigkeit von Zwangsmaßnahmen reduzierte sich nach Einführung von Safewards laut einer Vorher-Nachher-Studie von ursprünglich 610 auf 585 pro Quartal und zeigte auch eine Verringerung der Anzahl mechanischer Zwangsmaßnahmen von 153,9 Fällen (25,2 Prozent) vor der Einführung auf 108,2 Fälle (18,2 Prozent) pro Quartal nach der Implementierung. In Bezug auf beruhigende Zwangsmedikationen ließ sich eine Erhöhung feststellen; die Rate lag vor der Implementierung bei 198,8 (32,6 Prozent) und danach bei 231,8 (39,7 Prozent) pro Quartal (3). Unser Vertrauen in das Ergebnis ist aufgrund des angewendeten Studiendesigns und des hohen Bias-Risikos unzureichend.
Isolationsmaßnahmen wurden in einer Untersuchung (4) analysiert. Sie zeigte, dass sich deren Rate nach zwölf Wochen nicht verringerte. Nach einem Jahr reduzierte sie sich jedoch auf den Stationen mit Safewards um 36 Prozent (Isolationsinzidenz-Ratenverhältnis 0,64, 95% KI: 0,41–1,00). Die Häufigkeit an Isolationsmaßnahmen pro 1000 belegte Betten lag vor Untersuchungsbeginn bei 14,1 und nach einem Jahr bei 10,1. Unser Vertrauen in das Ergebnis ist aufgrund von Limitationen des Studiendesigns und des unklaren Risikos für BiasTendenz der Studienergebnisse, systematisch von den „wahren“ Ergebnissen abzuweichen. Bias führt entweder zu einer Über- oder Unterschätzung der wahren Wirkung einer Maßnahme oder Exposition. Die Ursachen dafür liegen vor allem im Design und der Durchführung der Studie und führen zu systematischen Unterschieden zwischen den Vergleichsgruppen, z.B. bei der Auswahl der Teilnehmer (Selektionsbias), der Erhebung der Endpunkte (measurement bias oder Messungsbias) oder dem Verlust von Teilnehmern in der Studie (attrition bias oder Verschleiß-Bias). Ergebnisse aus Studien mit geringem Risiko für Bias werden als valide angesehen. unzureichend.
Fazit:
Insgesamt ist unser Vertrauen in die vorliegende EvidenzDer Begriff Evidenz im Kontext der Evidenzbasierten Medizin leitet sich vom englischen Wort „evidence“ = Nach-, Beweis ab und bezieht sich auf die Informationen aus klinischen Studien, die einen Sachverhalt erhärten oder widerlegen. unzureichend oder zu niedrig, um klare und eindeutige Effekte ableiten zu können. Allerdings deuten Studien darauf hin, dass sich nach der Implementierung von Safewards die Häufigkeit von Konflikten sowie Eindämmungsmaßnahmen verringern kann. Eine generelle Reduktion der Anwendung von Zwangsmaßnahmen lässt sich nach der Implementierung des Safewards-Modells nicht erkennen.
Ergebnisse im Überblick:
Ausführliche Beantwortung
Ausführliche Beantwortung dieser Anfrage als PDF zum Download