Orale Kryotherapie zur Vorbeugung einer Mukositis bei Patient*innen mit Tumorbehandlungen

Anfrage

Gibt es Evidenz dafür, dass sich durch eine orale Kryotherapie bei Patient*innen mit einer zytotoxischen und/oder radiologischen Tumorbehandlung das Auftreten einer oralen Mukositis wirksamer verhindern lässt als durch die Anwendung anderer prophylaktischer Maßnahmen?

Ergebnisse

Studien

Im Rahmen unserer umfassenden systematischen Literaturrecherche erfassten wir zwölf randomisierte kontrollierte Studien (RCT) zu der Frage, ob eine orale Kryotherapie das Auftreten von Mukositiden reduziert (1-12). Die Studien schlossen insgesamt 1 102 Patient*innen mit Tumorerkrankungen ein, die eine zytotoxische Behandlung oder eine Strahlentherapie erhielten. Die tägliche Anwendung der Kryotherapie lag zwischen 30 Minuten und sieben Stunden. Als Kontrollinterventionen kamen Standardmundpflege, 0,9 % Natriumchlorid, 0,1% Chlorhexidin oder keine Prophylaxe zur Anwendung.

Resultate

 

  • Patient*innen mit soliden Tumorerkrankungen und Behandlung mit 5-Fluorouracil (5-FU): Die Meta-Analyse von fünf RCTs (4-8) zeigte, dass das Risiko für Mukositiden unter oraler Kryotherapie geringer war als in der Kontrollgruppe mit Standardmundpflege oder ohne Prophylaxe (44 Prozent [100 von 227] vs. 73 Prozent [158 von 217]; RR [Relatives Risiko]: 0,61; 95% KI [Konfidenzintervall]: 0,52–0,72). Unser Vertrauen in das Ergebnis ist moderat.
    Stärke der Evidenz
    2 von 3 = Moderat

 

  • Patient*innen mit hämatologischen Tumorerkrankungen und hoch dosierter Melphalan-Behandlung vor einer Stammzellentransplantation: Eine Meta-Analyse von fünf RCTs (1) (9-12) zeigte, dass schwere Mukositiden in der Kryotherapie-Gruppe statistisch signifikant seltener auftraten als in der Kontrollgruppe mit Standardmundpflege oder ohne Prophylaxe  (16 Prozent [22 von 139] vs. 43 Prozent [56 von 131]; RR: 0,59; 95% KI: 0,35–1,01). Unser Vertrauen in das Ergebnis ist moderat.
    Stärke der Evidenz
    2 von 3 = Moderat

 

  • Patient*innen mit hämatologischen Tumorerkrankungen und Behandlung mit Methotrexat oder 5-FU plus Leucovorin: Jeweils eine Studie untersuchte die Auswirkungen der oralen Kryotherapie bei 122 bzw. 133 Patient*innen mit hämatologischen Erkrankungen, die mit Methotrexat (3)  bzw. 5-FU plus Leucovorin (8) behandelt wurden. In den Studien traten Mukositiden in beiden Gruppen ähnlich häufig auf, ohne statistisch signifikante Unterschiede (Tabelle 4 und Tabelle 6). Die Anzahl der Mukositiden in beiden Gruppen war zu gering, um eine verlässliche Aussage über den Nutzen der oralen Kryotherapie treffen zu können. Unser Vertrauen in das Ergebnis ist unzureichend.
    Stärke der Evidenz
    0 von 3 = Unzureichend

 

  • Patient*innen mit Kopf-Hals-Tumoren und Strahlentherapie: Eine Studie mit 40 Patient*innen mit Kopf-Hals-Tumoren (2), die eine Strahlentherapie erhielten, untersuchte, ob das Lutschen von Eiswürfeln dazu führt, dass weniger schwer ausgeprägte Mukositiden auftreten, und fand keinen Unterschied im Vergleich zur Anwendung einer Kryotherapie und keiner Intervention (Tabelle 5). Auch hier stammt die Evidenz aus einer einzelnen Studie mit wenigen Patient*innen. Daher ist keine verlässliche Aussage über den Nutzen einer oralen Kryotherapie möglich. Das Vertrauen in das Ergebnis ist unzureichend.
    Stärke der Evidenz
    0 von 3 = Unzureichend

 

 

Ergebnisse im Überblick für Patient*innen mit soliden Tumorerkrankungen und Behandlung mit 5-Fluorouracil

Ergebnisse im Überblick für Patient*innen mit soliden Tumorerkrankungen und hoch dosierter Melphalan-Behandlung

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