Einfluss von Schutzmänteln oder Schutzhauben auf eine Ansteckung mit infektiösen Erregern im Krankenhaus
Anfrage
Welchen Einfluss hat das Tragen von Schutzmänteln oder Schutzhauben durch das Gesundheitspersonal im Krankenhaus auf eine Ansteckung mit infektiösen Erregern bei diesem?
Ergebnisse
Studien
Mittels einer systematischen Literaturrecherche konnten wir zwei systematische Übersichtsarbeiten (1, 2) mit insgesamt sechs relevanten BeobachtungsstudienBeobachtungsstudien (observational studies) Da der Begriff „Beobachtung“ auf verschiedenste Weisen in Verwendung ist, wird vom Gebrauch des Begriffs abgeraten und eher den Terminus „Nicht randomisierte Interventionsstudien“ zu verwenden. (2) (3, 4, 5, 6, 7, 8) identifizieren. In fünf davon (3, 4, 5, 6, 8) wurde ein hohes VerzerrungsrisikoVerzerrungsrisiko (RoB; Risk of Bias) ist in allen Stadien von Studien im Gesundheitswesen möglich und kann das Ausmaß und die Richtung der Ergebnisse beeinflussen. Es gibt eine Vielzahl an möglichen Verzerrungsmöglichkeiten. Eine Liste an möglichen Bias und deren Erklärungen finden Sie hier: https://catalogofbias.org/about/. (2) festgestellt. Wir fassen die Ergebnisse der ausreichend gut durchgeführten Studie (n=86) zum Thema Schutzmäntel (7) und der größten Fall-Kontroll-StudieFall-Kontroll-Studie (case-control study) beschreibt eine retrospektive Querschnittstudie mit Vergleichsgruppen: Fälle und Kontrollen. Zuerst wird die Fallgruppe aus Personen zusammengestellt, die das gesundheitsbezogene Ereignis/die Krankheit bzw. die zu erklärende Variable oder den Outcome aufweisen. Der Fallgruppe werden Personen ohne diese Variable als Kontrollen zugeordnet. Wichtig dabei ist, dass die Kontrollgruppe der Fallgruppe insofern gleicht, als die Kontrollen auch als Fälle hätten ausgewählt werden können, wenn sie die zu erklärende Variable gehabt hätten. (3) (n=748) zum Thema Schutzhauben zusammen (3). Das Fachpersonal wurde dabei jeweils in zwei Gruppen – nach dem Vorhandensein einer Infektion (Fälle) bzw. keiner Infektion (Kontrolle) – eingeteilt.
Resultate
- Schutzmantel: In einer kleinen Fall-Kontroll-StudieFall-Kontroll-Studie (case-control study) beschreibt eine retrospektive Querschnittstudie mit Vergleichsgruppen: Fälle und Kontrollen. Zuerst wird die Fallgruppe aus Personen zusammengestellt, die das gesundheitsbezogene Ereignis/die Krankheit bzw. die zu erklärende Variable oder den Outcome aufweisen. Der Fallgruppe werden Personen ohne diese Variable als Kontrollen zugeordnet. Wichtig dabei ist, dass die Kontrollgruppe der Fallgruppe insofern gleicht, als die Kontrollen auch als Fälle hätten ausgewählt werden können, wenn sie die zu erklärende Variable gehabt hätten. (3) zeigte sich, dass fünf von 36 Personen (13,9%) in der Fallgruppe (Gesundheitspersonal mit SARS-CoV-Infektion) einen Schutzmantel getragen haben. In der KontrollgruppeKontrollgruppe (control group) eine Gruppe von Personen in einer experimentellen Studie (Experiment), die die Standardbehandlung (Standardpflege, Standardbetreuung etc.) erhält, ohne einer Intervention ausgesetzt zu sein. (3) (Gesundheitsfachkräfte ohne Infektion) waren es 13 von 50 Personen (26,0%). Berücksichtigt man zusätzliche Faktoren wie Atemschutzmaske N95, Händehygiene, Kontakt mit Sekreten und Ethnie, zeigte die Anwendung eines Schutzmantels in Bezug auf eine Ansteckung mit einem Infektionserreger keinen Vorteil (adjustierte Odds RatioOdds Ratio (OR) ist ein Effektmaß für dichotome Daten und bezeichnet das Verhältnis (Ratio) der Odds (Chancen), dass ein Ereignis oder Endpunkt in der experimentellen Gruppe eintritt, zu der Odds, dass das Ereignis in der Kontrollgruppe eintritt. Eine OR von 1 bedeutet, dass zwischen den Vergleichsgruppen kein Unterschied besteht. Bei ungünstigen Endpunkten zeigt eine OR < 1 an, dass die experimentelle Intervention wirksam ist, um die Odds für das Auftreten dieser ungünstigen Endpunkte zu senken. (7) [aOR]: 0,5; 95% KonfidenzintervallKonfidenzintervall (confidence intervall) Bereich, in dem der „wahre“ Wert einer Messung (Effektgröße) mit einer bestimmten Wahrscheinlichkeit erwartet werden kann (üblicherweise 95%-Konfidenzintervall). Die Effektgröße kann dabei z.B. ein Therapieeffekt, ein Risiko oder die Sensitivität eines diagnostischen Tests sein. Das Konfidenzintervall beschreibt die Unsicherheit über die Zuverlässigkeit der Aussage zur Effektgröße. Die Breite des Konfidenzintervalls (KI) hängt u.a. von der Zahl der in die Studie eingeschlossenen Patient*innen ab und wird mit zunehmender Patient*innenzahl enger, d. h. die Effektgröße kann präziser geschätzt werden. (7) [KI]: 0,4–6,9) (7).
- Schutzhauben: In einer großen Fall-Kontroll-StudieFall-Kontroll-Studie (case-control study) beschreibt eine retrospektive Querschnittstudie mit Vergleichsgruppen: Fälle und Kontrollen. Zuerst wird die Fallgruppe aus Personen zusammengestellt, die das gesundheitsbezogene Ereignis/die Krankheit bzw. die zu erklärende Variable oder den Outcome aufweisen. Der Fallgruppe werden Personen ohne diese Variable als Kontrollen zugeordnet. Wichtig dabei ist, dass die Kontrollgruppe der Fallgruppe insofern gleicht, als die Kontrollen auch als Fälle hätten ausgewählt werden können, wenn sie die zu erklärende Variable gehabt hätten. (3) zeigte sich, dass 18 von 86 (20,9%) der Gesundheitsfachkräfte mit Infektion eine Schutzhaube getragen haben. In der Gruppe des nichtinfizierten Personals lag dieser Anteil bei 180 von 560 (32,1%). Das Tragen einer Schutzhaube erwies sich als vorteilhaft (Odds RatioOdds Ratio (OR) ist ein Effektmaß für dichotome Daten und bezeichnet das Verhältnis (Ratio) der Odds (Chancen), dass ein Ereignis oder Endpunkt in der experimentellen Gruppe eintritt, zu der Odds, dass das Ereignis in der Kontrollgruppe eintritt. Eine OR von 1 bedeutet, dass zwischen den Vergleichsgruppen kein Unterschied besteht. Bei ungünstigen Endpunkten zeigt eine OR < 1 an, dass die experimentelle Intervention wirksam ist, um die Odds für das Auftreten dieser ungünstigen Endpunkte zu senken. (7) [OR]: 0,6; 95% KI: 0,3–1) (3).
Vertrauen in das Ergebnis
Eine Studie ergab keinen Hinweis darauf, dass ein Schutzmantel vor Infektionen schützt. Aufgrund der geringen Zahl an Teilnehmer*innen der Studie ist unser Vertrauen in das Ergebnis niedrig. Eine weitere Studie mit hohem VerzerrungsrisikoVerzerrungsrisiko (RoB; Risk of Bias) ist in allen Stadien von Studien im Gesundheitswesen möglich und kann das Ausmaß und die Richtung der Ergebnisse beeinflussen. Es gibt eine Vielzahl an möglichen Verzerrungsmöglichkeiten. Eine Liste an möglichen Bias und deren Erklärungen finden Sie hier: https://catalogofbias.org/about/. (2) weist darauf hin, dass Hauben vor Infektionen schützen. Das Ergebnis ist jedoch ungenau, unser Vertrauen in das Ergebnis daher unzureichend.
Abbildung 1: Ergebnisse im Überblick
Ausführliche Beantwortung
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