Pflanzliche Öle zur Dekubitusprophylaxe
Anfrage
Wie wirkt sich die Verwendung pflanzlicher Öle, insbesondere ätherischer Öle, auf die Vorbeugung von Dekubitus bei erwachsenen Patient*innen im Vergleich zu keiner Verwendung oder Standardbehandlung aus?
Ergebnisse
Studien
Im Rahmen unserer systematischen Literaturrecherche fanden wir vier randomisierte kontrollierte Studien (RCTs), die verschiedene pflanzliche Öle zur Dekubitusprophylaxe mit Routinepflege ohne Öle vergleichen. Die Studien umfassten gesamt 501 Patient*innen. Die Studienteilnehmer*innen waren durchschnittlich 34 bis 61 Jahre alt, hatten ein zumindest erhöhtes Dekubitusrisiko und waren auf Intensivbettenstation aufgenommen.
Resultate zur Häufigkeit von neu entstandenem Dekubitus
Olivenöl: Zwei Studien (n=254) zeigten, dass das RisikoDer Anteil von Personen in einer Gruppe, bei denen ein bestimmter Endpunkt auftritt. Wenn z.B. in einer Gruppe von 100 Personen 30 einen bestimmten Endpunkt entwickeln (und bei 70 Personen das Ereignis nicht auftritt), ist das Risiko (oder die Ereignisrate) oder 0.3 oder 30%. für die Entwicklung eines Dekubitus um fast die Hälfte geringer war, wenn zusätzlich zur Routinepflege Olivenöl angewendet wurde, im Vergleich zu Routinepflege allein (Relatives RisikoEffektmaß für dichotome Variablen . Das relative Risiko in einer Therapiestudie bezeichnet das Verhältnis zwischen dem Risiko in der experimentellen Gruppe und dem Risiko in der Kontrollgruppe. Ein relatives Risiko von 1 bedeutet, dass zwischen den Vergleichsgruppen kein Unterschied besteht. Bei ungünstigen Ereignissen zeigt ein RR < 1 , dass die experimentelle Intervention wirksam ist, um das Auftreten von ungünstigen Ereignissen zu senken. [RR]: 0,53; 95% KonfidenzintervallBereich, in dem der „wahre“ Wert einer Messung (Effektgröße) mit einer bestimmten Wahrscheinlichkeit erwartet werden kann (üblicherweise 95% è 95%-Konfidenzintervall). Die Effektgröße kann dabei z.B. ein Therapieeffekt, ein Risiko oder die Sensitivität eines diagnostischen Tests sein. Das Konfidenzintervall beschreibt die Unsicherheit über die Zuverlässigkeit der Aussage zur Effektgröße. Die Breite des Konfidenzintervalls hängt u.a. von der Zahl der in die Studie eingeschlossenen Patienten ab und wird mit zunehmender Patientenzahl enger, d. h. die Effektgröße kann präziser geschätzt werden. [KI]: 0,34–0,82). In der Gruppe mit Olivenöl entstand bei 23 von 128 Patient*innen (18 Prozent) zumindest ein neuer Dekubitus und in der Gruppe mit Routinepflege allein bei 43 von 126 Personen (34 Prozent).
Süßmandelöl: In einer Studie (n=97), in der die Anwendung von Süßmandelöl und Routinepflege im Vergleich zu Routinepflege allein untersucht wurde, konnte ein positiver Effekt des Öls gezeigt werden, wobei dieser nicht statistisch signifikant ist (RREffektmaß für dichotome Variablen . Das relative Risiko in einer Therapiestudie bezeichnet das Verhältnis zwischen dem Risiko in der experimentellen Gruppe und dem Risiko in der Kontrollgruppe. Ein relatives Risiko von 1 bedeutet, dass zwischen den Vergleichsgruppen kein Unterschied besteht. Bei ungünstigen Ereignissen zeigt ein RR < 1 , dass die experimentelle Intervention wirksam ist, um das Auftreten von ungünstigen Ereignissen zu senken.: 0,25; 95% KI: 0,05–1,04). In der Gruppe mit Süßmandelöl entwickelten zwei von 47 Patient*innen (4 Prozent) einen Dekubitus, in der Gruppe mit Routinepflege allein neun von 50 Personen (18 Prozent).
Pfefferminzöl: Eine Studie (n=150) zeigte einen Vorteil für die Anwendung von Pfefferminzöl in Form eines Gels ergänzend zur Routinepflege im Vergleich zu Routinepflege allein (RREffektmaß für dichotome Variablen . Das relative Risiko in einer Therapiestudie bezeichnet das Verhältnis zwischen dem Risiko in der experimentellen Gruppe und dem Risiko in der Kontrollgruppe. Ein relatives Risiko von 1 bedeutet, dass zwischen den Vergleichsgruppen kein Unterschied besteht. Bei ungünstigen Ereignissen zeigt ein RR < 1 , dass die experimentelle Intervention wirksam ist, um das Auftreten von ungünstigen Ereignissen zu senken.: 0,30; 95% KI: 0,19–0,47). In der Gruppe mit Pfefferminzgel und Routinepflege entwickelten 16 von 75 Patient*innen einen Dekubitus (21 Prozent), bei Anwendung von Routinepflege ohne Pfefferminzöl 54 von 75 Personen (72 Prozent).
Fazit
Alle vier Studien zeigen Vorteile durch die Anwendung pflanzlicher Öle zur Dekubitusprophylaxe. Die Studien weisen ein unklares bzw. hohes Verzerrungsrisiko auf und hatten insgesamt eine geringe Anzahl an Teilnehmer*innen. Unser Vertrauen in das Ergebnis ist niedrig bis unzureichend (Tabelle 2). Neue Studien werden mit Sicherheit einen wichtigen Einfluss auf die Einschätzung der Maßnahme haben.
Abbildung 1: Ergebnisse im Überblick
Ausführliche Beantwortung
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