Kopfhautkühlung zur Vermeidung von Chemotherapie-induziertem Haarausfall

Anfrage

Kann eine Kühlung der Kopfhaut im Vergleich zu keiner Kühlung bei an Krebs erkrankten Patient*innen mit aktiver Chemotherapie den durch Chemotherapie verursachten Haarausfall reduzieren?

Ergebnisse

Studien

Unsere systematische Literatursuche identifizierte fünf randomisierte kontrollierte Studien (RCTs). Sie untersuchten den Einfluss von Kopfhautkühlung auf die Häufigkeit bzw. das Ausmaß von Haarausfall im Vergleich zu einer Kontrollgruppe, die keine Kopfhautkühlung erhielt. Die Studien umfassten insgesamt 530 erwachsene Patientinnen mit Brustkrebs und einem durchschnittlichen Alter von 37 bis 56 Jahren. In allen fünf Studien wurden die Teilnehmerinnen mittels anthrazyklin- und/oder taxanbasierter Chemotherapie-Schemata behandelt. Die Dauer der Kopfhautkühlung war in allen Studien in etwa gleich lang.

Resultate

  • Chemotherapie-induzierter Haarausfall nach vier Zyklen

Zwei RCTs mit hohem bzw. unklarem Risiko für Bias und 201 randomisierten Teilnehmerinnen ergaben in der gemeinsamen Analyse, dass Patientinnen mit Kopfhautkühlung nach vier Chemotherapie-Zyklen weniger Haarausfall erlitten als Patientinnen der Kontrollgruppe (63 von 135 Personen [47 Prozent] vs. 64 von 66 Personen [97 Prozent]; Relatives Risiko [RR]: 0,48; 95% Konfidenzintervall [KI]: 0,40–0,58). Unser Vertrauen in diese Studienergebnisse ist moderat. Ein weiterer RCT mit hohem Risiko für Bias und 48 Teilnehmerinnen bestätigt diese Ergebnisse: Er zeigte eine Reduktion der mittleren Differenz des durchschnittlichen Haarausfalls um 16 Punkte (95% KI: -26,47–-5,62) zwischen den Gruppen auf einer Skala mit 100 Punkten (66,4 vs. 82,5 Punkte) und einen Vorteil für Kopfhautkühlung. Unser Vertrauen in diese Studienergebnisse ist unzureichend.

  • Chemotherapie-induzierter Haarausfall nach sieben Zyklen

Ein RCT mit hohem Risiko für Bias und 48 Frauen zeigte eine Reduktion der mittleren Differenz des durchschnittlichen Haarausfalls um 21 Punkte zwischen den Gruppen auf einer Skala mit 100 Punkten (37,3 vs. 58,2 Punkte; 95% KI: -34,90–-6,82) und ergab einen Vorteil für Kopfhautkühlung. Das Vertrauen in die Studienergebnisse ist unzureichend.

  • Maximales Ausmaß an Haarausfall während der gesamten Behandlung

Ein RCT mit hohem Risiko für Bias und 79 randomisierten Teilnehmerinnen untersuchte den maximalen Haarausfall während der gesamten chemotherapeutischen Behandlung. In der Gruppe mit Kopfhautkühlung zeigte sich eine geringere Anzahl an Frauen mit einem maximalen Haarausfall von >50 Prozent (17 von 36 [47 Prozent] vs. 25 von 27 [93 Prozent]; RR: 0,51; 95% KI: 0,36–0,73). Unser Vertrauen in die Studienergebnisse ist gering.

  • Nachwuchs der Kopfhaare nach 6 Monaten

Eine Studie mit unklarem Risiko für Bias und 165 Teilnehmerinnen untersuchte die Häufigkeit von keinem oder inkomplettem Nachwuchs der Haare sechs Monate nach Therapieende. In der Gruppe mit Kopfhautkühlung zeigte sich bei 12 von 113 Frauen (11 Prozent) und in der Vergleichsgruppe bei 26 von 57 Frauen (46 Prozent) kein oder ein inkompletter Nachwuchs der Haare (RR: 0,23; 95% KI: 0,13–0,43). Unser Vertrauen in die Studienergebnisse ist moderat.

 

Fazit

Die Anwendung von Kopfhautkühlung kann das Risiko der Entstehung von Chemotherapie-induziertem Haarausfall möglicherweise reduzieren. Die Studienergebnisse zeigen überwiegend einheitliche Ergebnisse über verschiedene Zeitintervalle hinweg. Unser Vertrauen in die Ergebnisse ist niedrig bis moderat. Neue Studien werden mit Sicherheit einen wichtigen Einfluss auf die Einschätzung des Behandlungseffektes der Kopfhautkühlung haben.

 

Abbildung 1: Ergebnisse im Überblick

Ausführliche Beantwortung
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© Beitragsbild: FatCamera/istockphoto.com

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