Antiseptische Ganzkörperwaschung mit DDAC zur Prävention nosokomialer Infektionen
Anfrage
Kann die tägliche antiseptische Körperwaschung mit Didecyldimethylammoniumchlorid (DDAC) die Häufigkeit von Infektionen auf Intensivbettenstationen (ICUs) im Vergleich zu herkömmlicher Körperpflege mit Wasser und nichtantibakteriellem Hautreiniger, z. B. Seife, (Standardpflege [SoC]) reduzieren?
Ergebnisse
Studien
Unsere systematische Literaturrecherche identifizierte eine clusterrandomisierte kontrollierte Studie mit Cross-over-DesignCross-over-Design ist ein Studiendesign, in dem die zu vergleichenden Interventionen in den Vergleichsgruppen in zeitlicher Folge angewandt werden. Dabei erhält z.B. die eine Gruppe zunächst Therapie A, dann Therapie B, die andere Gruppe zuerst Therapie B und dann Therapie A. (7). Sie untersucht den Einfluss der täglichen Ganzkörperwaschung mit DDAC im Vergleich zu SoC an zwei ICUs in Deutschland. In die Studie wurden insgesamt 1 890, überwiegend männliche, Patient*innen mit einem durchschnittlichen Alter von 57 bis 62 Jahren inkludiert. Die mittlere Verweildauer auf der ICU lag bei fünf bis sechs Tagen. Insgesamt wurden 10 678 Behandlungstage analysiert.
Resultate
- Nosokomiale Blutstrominfektionen: Bei Körperpflege mit DDAC-haltigen Feuchtreinigungstüchern traten 18,03 Blutstrominfektionen pro 1 000 Behandlungstagen auf, bei Anwendung von SoC 20,44. Numerisch war die Anzahl bei Anwendung von DDAC geringer, der Unterschied ist jedoch nicht statistisch signifikant. Die Inzidenzratendifferenz (IRD) beträgt -2,41 pro 1 000 Behandlungstagen (95% KonfidenzintervallKonfidenzintervall (confidence intervall) Bereich, in dem der „wahre“ Wert einer Messung (Effektgröße) mit einer bestimmten Wahrscheinlichkeit erwartet werden kann (üblicherweise 95%-Konfidenzintervall). Die Effektgröße kann dabei z.B. ein Therapieeffekt, ein Risiko oder die Sensitivität eines diagnostischen Tests sein. Das Konfidenzintervall beschreibt die Unsicherheit über die Zuverlässigkeit der Aussage zur Effektgröße. Die Breite des Konfidenzintervalls (KI) hängt u.a. von der Zahl der in die Studie eingeschlossenen Patient*innen ab und wird mit zunehmender Patient*innenzahl enger, d. h. die Effektgröße kann präziser geschätzt werden. (7) [KI]: -7,68 bis 2,85).
- Katheterassoziierte Blutstrominfektionen: Bei Patient*innen, die mit DDAC-haltigen Feuchtreinigungstüchern gepflegt wurden, traten 2,19 katheterassoziierte Blutstrominfektionen pro 1 000 Behandlungstagen auf, im Vergleich zu 3,47 bei Verwendung von SoC. Dies entspricht einer Inzidenzratendifferenz (IRD) von -1,29 pro 1 000 Behandlungstagen (95% KI: -3,31 bis 0,74). Der Unterschied war nicht statistisch signifikant.
- Mit zentralvenösen Kathetern assoziierte Infektionen: Bei Körperpflege mit DDAC-haltigen Feuchtreinigungstüchern traten 11,1 mit zentralvenösen Kathetern assoziierte Infektionen pro 1 000 Behandlungstagen im Vergleich zu 20,44 in der Gruppe mit SoC auf. Dies entspricht statistisch signifikant weniger Infektionen bei Anwendung von DDAC mit einer Inzidenzratendifferenz von -9,33 (95% KI: -14,12 bis -4,55).
Fazit
Die vorliegende Evidenz gibt Hinweise, dass die Körperpflege mit DDAC-haltigen Feuchtreinigungstüchern möglicherweise die Häufigkeit von mit zentralvenösen Kathetern assoziierten Infektionen reduziert. Die zugrundeliegenden Ergebnisse sind jedoch mit Vorsicht zu interpretieren, da die Studie ein hohes Risiko für Verzerrung aufweist und Carry-over-Effekte beim Cross-over festgestellt wurden. Daher ist unser Vertrauen in die Ergebnisse niedrig. Neue Studien werden vermutlich einen wichtigen Einfluss auf die Einschätzung des Effektes von DDAC-haltigen Feuchtreinigungstüchern auf nosokomiale Infektionen haben. In Bezug auf nosokomiale Blutstrominfektionen und katheterassoziierte Blutstrominfektionen zeigte die Anwendung von DDAC-haltigen Feuchtreinigungstüchern im Vergleich zu SoC bei der täglichen Körperpflege keinen statistisch signifikanten Unterschied.
Abbildung 1: Ergebnisse im Überblick
Ausführliche Beantwortung
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