Antiseptische Mundspülung bei Patient*innen mit COVID-19. Drittes Update

Anfrage

Kann durch eine antiseptische Mundspülung mit Chlorhexidin oder Octenidindihydrochlorid bei Patient*innen mit COVID-19 eine Infektionsübertragung auf das Gesundheitspersonal verhindert werden?

Ergebnisse

Studien

Im Zuge dieses Updates konnte eine neue Studie (1) eingeschlossen werden. Die vorliegende aktuellste Version dieses Rapid Reviews umfasst vier randomisierte kontrollierte Studien (RCTs) (1-4) mit relevanten Daten zu insgesamt 189 Patient*innen, die wir analysierten. Das Durchschnittsalter der Patient*innen lag zwischen 36 und 62 Jahren, sechs bis 59 Prozent der Teilnehmenden waren Frauen. In allen Studien erhielten Personen der Interventionsgruppe Chlorhexidin (CHX) in unterschiedlicher Konzentration (0,12% oder 0,2%) zum Gurgeln. Patient*innen der Kontrollgruppe gurgelten mit Wasser oder wurden keiner Intervention unterzogen. In drei RCTs (1-3) kam die Mundspülung einmal zur Anwendung, in einer Studie gurgelten die Teilnehmer*innen zweimal täglich an vier aufeinanderfolgenden Tagen (4).

Resultate

  • Viruslast im Oropharynx der Patient*innen: Drei RCTs mit acht (2), 24 (1) 36 (3) COVID-19-Patient*innen zeigten diesbezüglich unterschiedliche Ergebnisse. Laut der Studie von Elzein et al. (3) führte das Gurgeln mit CHX zu einer ─ im Vergleich zum Gurgeln mit Wasser ─ statistisch signifikanten Reduktion der Viruskonzentration im Speichel der Patient*innen. Der Ct-(cycle threshold value) Wert änderte sich in der CHX-Gruppe von 28 auf 34 und in der Gruppe mit Wasser von 34 auf 32 (MD [Mittelwertdifferenz] der Veränderung: 6, p=0,002) (1). De Paula Eduardo et al. (1) stellten fest, dass die Viruslast in der CHX-Gruppe um das 2- bis 6-fache abnahm (p=keine Angabe bis 0,013), ohne eine Angabe darüber zu machen, wie hoch der Ct-Wert war. Zudem fehlten Informationen darüber, um wieviel mehr die Viruslast in der CHX Gruppe im Vergleich zur Gruppe mit Wasserspülung abnahm. Im Gegensatz dazu beobachteten Seneviratne und Kolleg*innen (2) keine statistisch signifikanten Veränderungen der Viruslast im Speichel der Patient*innen (Ct-Wert nach fünf Minuten: 28; nach drei Stunden: 30; nach sechs Stunden: 28).

 

  • Anzahl Patient*innen mit SARS-CoV-2-Nachweis im Speichel: Ein RCT (4) untersuchte 121 COVID-19-Patient*innen; dabei ergab sich, dass bei jenen, die zweimal täglich an vier aufeinanderfolgenden Tagen mit CHX gurgelten, seltener SARS-CoV-2 im Speichel nachgewiesen werden konnte als bei Patient*innen, die nicht mit CHX gurgelten (RR [Relatives Risiko]: 0,40; 95% KI [Konfidenzintervall]: 0,29─0,55).

 

  • Es wurde keine Studie identifiziert, welche der Wirksamkeit von Octenidindihydrochlorid bei Patient*innen mit COVID-19 nachging.
Stärke der Evidenz
0 von 3 = Unzureichend

Fazit

Vier Studien untersuchten die Frage der Wirksamkeit von Mundspülungen mit CHX bei Patient*innen mit COVID-19. Drei davon liefern Hinweise darauf, dass sich die Virusbelastung im Oropharynx der Patient*innen durch eine antiseptische Mundspülung verringert. Die Ergebnisse dieser Studien sind jedoch aufgrund methodischer Mängel mit Vorsicht zu interpretieren. In keiner der Studien wurden das Vorhandensein infektiöser Viruspartikel im Probematerial, die Anzahl der Infektionen beim Personal oder die Kontamination der Schutzausrüstung evaluiert. Eine Aussage darüber, ob sich durch eine Mundspülung mit CHX oder Octenidindihydrochlorid bei Patient*innen mit COVID-19 eine Infektionsübertragung auf das Gesundheitspersonal verhindern lässt, kann daher nicht getroffen werden.

Was ist neu?

Dieses dritte Update eines Rapid Reviews (https://ebninfo.at/antiseptische_mundspuelung_covid_19_update) berücksichtigt die gesamte Literatur bis inklusive 23. Juli 2021. Obwohl hier ein neuer RCT eingeschlossen werden konnte, änderte sich an den Schlussfolgerungen des ursprünglichen Rapid Reviews nichts.

 

Ergebnisse im Überblick:

Ausführliche Beantwortung
Download

Ausführliche Beantwortung dieser Anfrage als PDF zum Download

 

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