Psychologische Auswirkungen von Closed-Loop-Systemen bei Kindern mit Typ-1-Diabetes
Anfrage
Wie wirkt sich die Nutzung von Closed-Loop-Systemen bei Kindern und Jugendlichen mit Diabetes mellitus Typ 1 im Vergleich zu nicht-automatisierter Blutzuckerkontrolle und Insulinabgabe auf depressive Symptome, Ängste und die Lebensqualität aus?
Ergebnisse
Studien
Wir fanden zur Fragestellung acht randomisiert kontrollierte Studien (RCTs) [1-8] mit insgesamt 747 Kindern und Jugendlichen im Alter zwischen 4 und 18 Jahren mit Typ-1-Diabetes. In allen Studien erfolgte eine randomisierte, jedoch nicht verblindete Zuteilung entweder zu einem Closed-Loop-System mit automatisierter Glukoseüberwachung und Insulinabgabe oder zur Standardtherapie. Diese umfasste überwiegend technologiegestützte Systeme wie kontinuierliches Glukosemonitoring und Insulinpumpen, jedoch ohne automatisierte Insulinabgabe. Das Bias-Risiko bewerteten wir bei allen Studien als hoch, da die Endpunkte von den Studienteilnehmer:innen selbst eingeschätzt wurden und die fehlende (und nicht mögliche) VerblindungGeheimhaltung der Gruppenzuordnung (Therapie oder Kontrolle) vor Patienten, Studienärzten, Pflegepersonal oder Auswertern, die an einer Studie teilnehmen. Damit soll verhindert werden, dass durch das Wissen um die Gruppenzugehörigkeit die Therapieantwort der Patienten, das Verhalten der Ärzte oder die Bewertung der Ergebnisse beeinflusst wird. In einfach-blinden Studien wissen nur die Patienten nicht über ihre Zuordnung Bescheid, in doppel-blinden Studien bleibt die Zuordnung Patient und behandelndem Arzt verborgen. Die Verblindung von Ärzten und Patienten ist nicht immer durchführbar (z. B. beim Vergleich von chirurgischen mit medikamentösen Verfahren), wobei eine Verblindung der Endpunkt-Auswerter in der Regel möglich ist. eine Verzerrung der Studienergebnisse begünstigen könnte.
Resultate
• Depressive Symptome: Wir fanden keine Studie, die Kinder und Jugendliche mit Typ-1-Diabetes, die Closed-Loop-Systeme nutzen, mit solchen, die keine Closed-Loop-Systeme nutzen, in Bezug auf depressive Symptome verglich.
• Ängste vor Hypoglykämie nach 3 bis 6 Monaten (gemessen mit dem Hypoglycemia Fear Survey II Worry [HFS-II W]; von 0 = nie Ängste bis 4 = fast immer Ängste): Eine Meta-AnalyseStatistisches Verfahren, um die Ergebnisse mehrerer Studien, die die gleiche Frage bearbeiten, quantitativ zu einem Gesamtergebnis zusammenzufassen und dadurch die Aussagekraft (Genauigkeit der Effektschätzer) gegenüber Einzelstudien zu erhöhen. Meta-Analysen werden mit zunehmender Häufigkeit in systematischen Reviews eingesetzt. Allerdings beruht nicht jede Meta-Analyse auf einem systematischen Review. mit 747 Patient:innen zeigte, dass Kinder und Jugendliche mit Closed-Loop-Systemen geringfügig weniger Ängste bezüglich Hypoglykämie hatten als mit Standardtherapie (mittlere Differenz [MD] -0,18; 95% Konfidenzintervall(confidence intervall) Bereich, in dem der „wahre“ Wert einer Messung (Effektgröße) mit einer bestimmten Wahrscheinlichkeit erwartet werden kann (üblicherweise 95%-Konfidenzintervall). Die Effektgröße kann dabei z.B. ein Therapieeffekt, ein Risiko oder die Sensitivität eines diagnostischen Tests sein. Das Konfidenzintervall beschreibt die Unsicherheit über die Zuverlässigkeit der Aussage zur Effektgröße. Die Breite des Konfidenzintervalls (KI) hängt u.a. von der Zahl der in die Studie eingeschlossenen Patient*innen ab und wird mit zunehmender Patient*innenzahl enger, d. h. die Effektgröße kann präziser geschätzt werden. Quelle: https://www.cochrane.de/cochrane-glossar [KI] -0,30 bis -0,07).
• Gesundheitsbezogene Lebensqualität nach 3 bis 6 Monaten (gemessen mit dem Pediatric Quality of Life Inventory [PedsQL]; von 0 = schlechtestmögliche Lebensqualität bis 100 = bestmögliche Lebensqualität): Eine Meta-AnalyseStatistisches Verfahren, um die Ergebnisse mehrerer Studien, die die gleiche Frage bearbeiten, quantitativ zu einem Gesamtergebnis zusammenzufassen und dadurch die Aussagekraft (Genauigkeit der Effektschätzer) gegenüber Einzelstudien zu erhöhen. Meta-Analysen werden mit zunehmender Häufigkeit in systematischen Reviews eingesetzt. Allerdings beruht nicht jede Meta-Analyse auf einem systematischen Review. mit 469 Patient:innen zeigte, dass Kinder und Jugendliche eine höhere Lebensqualität bei Verwendung von Closed-Loop-Systemen aufwiesen als jene mit Standardtherapie. Der Unterschied war statistisch signifikant, jedoch numerisch gering (MD 3,19; 95% KI 0,88 bis 5,50).
Stärke der Evidenz
Wir haben moderates Vertrauen, dass Closed-Loop-Systeme die Hypoglykämie-Ängste bei Kindern bzw. deren Eltern und Jugendlichen im Vergleich zur Standardtherapie geringfügig reduzieren, wobei die klinische Relevanz dieser Reduktion unklar bleibt.
Stärke der Evidenz
Wir haben niedriges Vertrauen, dass Closed-Loop-Systeme die Lebensqualität von Kindern bzw. deren Eltern und Jugendlichen im Vergleich zur Standardtherapie nicht oder nur geringfügig verbessern.
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