Kältetherapie zur Vermeidung von Chemotherapie-induzierter peripherer Neuropathie

Anfrage

Kann die Kühlung von Händen und Füßen bei Patient*innen mit einer Krebserkrankung eine durch Chemotherapie verursachte periphere Neuropathie (CIPN) im Vergleich zur üblichen Behandlung verhindern?

Ergebnisse

Studien

Unsere systematische Literatursuche identifizierte vier randomisierte kontrollierte Studien (RCTs), die sich mit der vorliegenden Fragestellung befassten. Sie untersuchten den Einfluss von Kältetherapie auf die Häufigkeit von CIPN im Vergleich zu einer Kontrollgruppe, die Standardpflege erhielt. Insgesamt wurden 258 erwachsene Patient*innen mit einem durchschnittlichen Alter von 52 bis 65 Jahren randomisiert. Die Kältetherapie erfolgte in allen Studien an den Händen und Füßen mit unterschiedlichen Methoden sowie verschiedenen Temperaturen. Der überwiegende Teil der Studien untersuchte Kältetherapien bei Therapie mit Paclitaxel, eine Studie bei Therapie mit Oxaliplatin. Eine gepoolte Analyse der Studien war nicht sinnvoll möglich.

Resultate

CIPN bei taxanbasierten Chemotherapien:

  • Ein RCT mit hohem Risk of Bias und 94 randomisierten Teilnehmerinnen mit gynäkologischen Tumoren und Chemotherapie mit Paclitaxel und Carboplatin, Cisplatin oder Ifosfamid ergab, dass Patientinnen mit Kältetherapie nach zwölf Wochen weniger häufig eine CIPN entwickelten als Patientinnen der Kontrollgruppe (10 von 35 Personen [28,6 Prozent] vs. 33 von 37 Personen [89,2 Prozent]; Relatives Risiko [RR]: 0,32; 95% Konfidenzintervall [KI]: 0,19–0,55).

 

  • Ein RCT mit unklarem Risk of Bias und 44 Teilnehmerinnen mit Brustkrebs und einer Paclitaxel- und ggf. anti-HER2- oder Bevacizumab-Therapie ergab, dass Patientinnen mit Kältetherapie nach zwölf Wochen weniger häufig CIPN entwickelten als jene der Kontrollgruppe (9 von 22 Personen [40,9 Prozent] vs. 16 von 22 Personen [72,8 Prozent]; RR: 0,56; 95% KI: 0,32–0,99).

 

  • Ein RCT mit unklarem Risk of Bias und 43 randomisierten Teilnehmerinnen mit Brustkrebs und einer Docetaxel- oder Paclitaxel-Chemotherapie ergab, dass Patientinnen mit Kältetherapie nach zwölf Wochen ähnlich häufig eine CIPN entwickelten als jene der Kontrollgruppe; das Ergebnis ist statistisch nicht signifikant (11 von 20 Personen [50 Prozent] vs. 10 von 21 Personen [47,6 Prozent]; RR: 1,16; 95% KI: 0,63–2,10).

 

CIPN bei platinbasierten Chemotherapien (Folfox, Folforinox oder Capox):

  • Ein RCT mit unklarem Risk of Bias und 77 Teilnehmer*innen mit Tumoren des Verdauungstrakts und Oxaliplatin-Chemotherapie ergab, dass Patient*innen mit Kältetherapie nach zwölf Wochen numerisch weniger häufig CIPN entwickelten als jene der Kontrollgruppe (0 von 39 Personen [0 Prozent] vs. 7 von 38 Personen [18,4 Prozent]; RR: 0,07; 95% KI: 0,00–1,10).

 

Fazit

Die Anwendung von Kältetherapie kann das Risiko der Entstehung von CIPN bei bestimmten Chemotherapien reduzieren. Die Studienergebnisse zeigen jedoch keine einheitlichen Ergebnisse über verschiedene Chemotherapien hinweg und sind mit Vorsicht zu interpretieren, da CIPN auch nach Abschluss der Therapie bzw. nach zwölf Wochen auftreten kann. Das Vertrauen in das Ergebnis ist niedrig bis unzureichend. Neue Studien werden mit Sicherheit einen wichtigen Einfluss auf die Einschätzung des Behandlungseffektes/der Intervention haben.

 

Abbildung 1: Ergebnisse im Überblick

 

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© Beitragsbild: Pradit_Ph/istockphoto.com

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