Wirksamkeit von Magnesiumsulfat bei Phlebitis nach peripherem Venenzugang
Anfrage
Ist Magnesiumsulfat bei Patient*innen mit Phlebitis nach peripherem Venenzugang wirksamer in Bezug auf eine Abheilung, die Dauer oder das Ausmaß der Phlebitis im Vergleich zu anderen lokalen Anwendungen?
Ergebnisse
Studien
Wir konnten durch unsere umfassende systematische Literaturrecherche zwei quasirandomisierte kontrollierte Studien finden, die insgesamt 110 Teilnehmer*innen mit Phlebitis nach einem peripheren Venenzugang einschlossen. Die Studien untersuchten die lokale Anwendung von Magnesiumsulfat und Glycerin im Vergleich zu Kältekompresse oder Heparin-Salbe. Die Untersuchungsdauer lag bei zwei bis drei Tagen.
Resultate
- Die Veränderung des Schweregrades der Phlebitis wurde in zwei Studien berichtet und mittels der sechsstufigen VIP-Skala (Visual Infusion Phlebitis Scale) beurteilt. Das betroffene Areal wurde in der Interventionsgruppe in beiden Studien mit einer in Magnesiumsulfat und Glycerin getränkten Kompresse behandelt. Die Wirkstoffmengen variierten zwischen den Studien.
Im Vergleich zu einer Kältekompresse wies die Anwendung mit Magnesiumsulfat in einer Studie mit 60 Teilnehmer*innen auf eine um 0,5 Punkte (-2,1 vs. -1,6 Punkte) größere Reduktion des Schweregrads der Phlebitis hin (1).
Im Vergleich zur Heparin-Salbe in der anderen Studie mit 50 Patient*innen (2) reduzierte sich der Schweregrad der Phlebitis bei Patient*innen, die mit Magnesiumsulfat behandelt wurden, um 0,52 Punkte (-3,24 vs. -2,72 Punkte) mehr als bei Patient*innen, die eine Heparin-Salbe erhielten (95% KonfidenzintervallBereich, in dem der „wahre“ Wert einer Messung (Effektgröße) mit einer bestimmten Wahrscheinlichkeit erwartet werden kann (üblicherweise 95% è 95%-Konfidenzintervall). Die Effektgröße kann dabei z.B. ein Therapieeffekt, ein Risiko oder die Sensitivität eines diagnostischen Tests sein. Das Konfidenzintervall beschreibt die Unsicherheit über die Zuverlässigkeit der Aussage zur Effektgröße. Die Breite des Konfidenzintervalls hängt u.a. von der Zahl der in die Studie eingeschlossenen Patienten ab und wird mit zunehmender Patientenzahl enger, d. h. die Effektgröße kann präziser geschätzt werden. [KI]: -0,92–-0,12).
- Ergebnisse zum Endpunkt Abheilung berichtet eine Studie (1) mit insgesamt 60 Personen. Der Unterschied zwischen den Untersuchungsgruppen ist statistisch nicht signifikant (relatives RisikoEffektmaß für dichotome Variablen . Das relative Risiko in einer Therapiestudie bezeichnet das Verhältnis zwischen dem Risiko in der experimentellen Gruppe und dem Risiko in der Kontrollgruppe. Ein relatives Risiko von 1 bedeutet, dass zwischen den Vergleichsgruppen kein Unterschied besteht. Bei ungünstigen Ereignissen zeigt ein RR < 1 , dass die experimentelle Intervention wirksam ist, um das Auftreten von ungünstigen Ereignissen zu senken. [RR] 1,2; 95% KI: 0,9–1,5). Im Detail wurde der Hautzustand bei 27 der 30 Patient*innen (90 Prozent), welche die Mischung des Magnesiumsulfats mit Glycerin zur Behandlung der Phlebitis erhielten, nach drei Tagen als „normal“ bewertet. Dieser Anteil lag bei Personen, die mit Kältekompressen behandelt wurden, bei 77 Prozent (23 von 30 Personen).
Fazit
Die Ergebnisse der Studien zeigen zum Teil größere Veränderungen des Ausmaßes der Phlebitis nach Anwendung des Magnesiumsulfats. Die Veränderungen waren gegenüber Kältekompressen oder Heparin-Salben sehr klein, und deren klinische Relevanz ist unklar. Die Studien berichten Charakteristika von Patient*innen sowie Ergebnisse mangelhaft und weisen ein hohes RisikoDer Anteil von Personen in einer Gruppe, bei denen ein bestimmter Endpunkt auftritt. Wenn z.B. in einer Gruppe von 100 Personen 30 einen bestimmten Endpunkt entwickeln (und bei 70 Personen das Ereignis nicht auftritt), ist das Risiko (oder die Ereignisrate) oder 0.3 oder 30%. für Verzerrungen auf, insbesondere bei der Ergebnismessung. Aufgrund der mangelhaften Berichterstattung, der geringen Teilnehmer*innenzahl sowie Ereignisraten ist unser Vertrauen in die EvidenzDer Begriff Evidenz im Kontext der Evidenzbasierten Medizin leitet sich vom englischen Wort „evidence“ = Nach-, Beweis ab und bezieht sich auf die Informationen aus klinischen Studien, die einen Sachverhalt erhärten oder widerlegen. unzureichend.
Abbildung 1: Ergebnisse im Überblick
Ausführliche Beantwortung
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