Einfluss von Schutzmänteln oder Schutzhauben auf eine Ansteckung mit infektiösen Erregern im Krankenhaus
Anfrage
Welchen Einfluss hat das Tragen von Schutzmänteln oder Schutzhauben durch das Gesundheitspersonal im Krankenhaus auf eine Ansteckung mit infektiösen Erregern bei diesem?
Ergebnisse
Studien
Mittels einer systematischen Literaturrecherche konnten wir zwei systematische Übersichtsarbeiten (1, 2) mit insgesamt sechs relevanten Beobachtungsstudien (3, 4, 5, 6, 7, 8) identifizieren. In fünf davon (3, 4, 5, 6, 8) wurde ein hohes Verzerrungsrisiko festgestellt. Wir fassen die Ergebnisse der ausreichend gut durchgeführten Studie (n=86) zum Thema Schutzmäntel (7) und der größten Fall-Kontroll-Studie (n=748) zum Thema Schutzhauben zusammen (3). Das Fachpersonal wurde dabei jeweils in zwei Gruppen – nach dem Vorhandensein einer Infektion (Fälle) bzw. keiner Infektion (Kontrolle) – eingeteilt.
Resultate
- Schutzmantel: In einer kleinen Fall-Kontroll-Studie zeigte sich, dass fünf von 36 Personen (13,9%) in der Fallgruppe (Gesundheitspersonal mit SARS-CoV-Infektion) einen Schutzmantel getragen haben. In der Kontrollgruppe (Gesundheitsfachkräfte ohne Infektion) waren es 13 von 50 Personen (26,0%). Berücksichtigt man zusätzliche Faktoren wie Atemschutzmaske N95, Händehygiene, Kontakt mit Sekreten und Ethnie, zeigte die Anwendung eines Schutzmantels in Bezug auf eine Ansteckung mit einem Infektionserreger keinen Vorteil (adjustierte Odds RatioEffektmaß für dichotome Daten. Bezeichnet das Verhältnis (Ratio) der Odds, dass ein Ereignis oder Endpunkt in der experimentellen Gruppe eintritt, zu der Odds, dass das Ereignis in der Kontrollgruppe eintritt. Eine OR von 1 bedeutet, dass zwischen den Vergleichsgruppen kein Unterschied besteht. Bei ungünstigen Endpunkten zeigt eine OR < 1, dass die experimentelle Intervention wirksam ist, um die Odds für das Auftreten dieser ungünstigen Endpunkte zu senken. [aOR]: 0,5; 95% KonfidenzintervallBereich, in dem der „wahre“ Wert einer Messung (Effektgröße) mit einer bestimmten Wahrscheinlichkeit erwartet werden kann (üblicherweise 95% è 95%-Konfidenzintervall). Die Effektgröße kann dabei z.B. ein Therapieeffekt, ein Risiko oder die Sensitivität eines diagnostischen Tests sein. Das Konfidenzintervall beschreibt die Unsicherheit über die Zuverlässigkeit der Aussage zur Effektgröße. Die Breite des Konfidenzintervalls hängt u.a. von der Zahl der in die Studie eingeschlossenen Patienten ab und wird mit zunehmender Patientenzahl enger, d. h. die Effektgröße kann präziser geschätzt werden. [KI]: 0,4–6,9) (7).
- Schutzhauben: In einer großen Fall-Kontroll-Studie zeigte sich, dass 18 von 86 (20,9%) der Gesundheitsfachkräfte mit Infektion eine Schutzhaube getragen haben. In der Gruppe des nichtinfizierten Personals lag dieser Anteil bei 180 von 560 (32,1%). Das Tragen einer Schutzhaube erwies sich als vorteilhaft (Odds RatioEffektmaß für dichotome Daten. Bezeichnet das Verhältnis (Ratio) der Odds, dass ein Ereignis oder Endpunkt in der experimentellen Gruppe eintritt, zu der Odds, dass das Ereignis in der Kontrollgruppe eintritt. Eine OR von 1 bedeutet, dass zwischen den Vergleichsgruppen kein Unterschied besteht. Bei ungünstigen Endpunkten zeigt eine OR < 1, dass die experimentelle Intervention wirksam ist, um die Odds für das Auftreten dieser ungünstigen Endpunkte zu senken. [OR]: 0,6; 95% KI: 0,3–1) (3).
Vertrauen in das Ergebnis
Eine Studie ergab keinen Hinweis darauf, dass ein Schutzmantel vor Infektionen schützt. Aufgrund der geringen Zahl an Teilnehmer*innen der Studie ist unser Vertrauen in das Ergebnis niedrig. Eine weitere Studie mit hohem Verzerrungsrisiko weist darauf hin, dass Hauben vor Infektionen schützen. Das Ergebnis ist jedoch ungenau, unser Vertrauen in das Ergebnis daher unzureichend.
Abbildung 1: Ergebnisse im Überblick
Ausführliche Beantwortung
Ausführliche Beantwortung dieser Anfrage als PDF zum Download
© Beitragsbild: Satyrenko/istockphoto.com