Nichtmedikamentöse Maßnahmen zur Vorbeugung eines Delirs im Krankenhaus

Anfrage

Können bei stationär aufgenommenen erwachsenen Patient*innen durch die Anwendung präventiver, nichtmedikamentöser Maßnahmen die Häufigkeit, die Schwere und die Dauer eines Delirs sowie die Dauer des stationären Aufenthaltes verglichen mit einer Standardversorgung reduziert werden?

Ergebnisse

Studien

Im Rahmen unserer umfassenden Literaturrecherche haben wir drei relevante systematische Übersichtsarbeiten gefunden. Sie beinhalten zwischen acht und 31 Studien. Fünf davon entsprachen den Einschlusskriterien für diesen Rapid Review und wurden daher zur Beantwortung der Fragestellung herangezogen (1-5). Vier randomisierte kontrollierte Studien (RCTs) evaluierten den Nutzen einer Kombination nichtmedikamentöser Maßnahmen zur Delir-Prävention (1-4), ein RCT untersuchte den Effekt einer einzelnen Maßnahme (Musikhören) (5). Die Studien schlossen zwischen 60 und 377 stationär aufgenommene Patient*innen ein. Drei RCTs inkludierten Patient*innen mit geplanten Operationen, zwei RCTs umfassten Personen, die auf internistischen und geriatrischen Stationen aufgenommen waren. Der Altersdurchschnitt der Teilnehmenden variierte je nach Studie zwischen 73,4 und 78,3 Jahren. An den Studien nahmen zu 37 bis 65 Prozent Frauen teil.

Resultate

Mehrdimensionale nichtmedikamentöse Maßnahmen vs. Standardversorgung:

  • Vier RCTs mit insgesamt 982 Patient*innen zeigten, dass der Einsatz mehrerer nichtmedikamentöser Maßnahmen das Delir-Risiko im Vergleich zu Patient*innen, bei denen keine vorbeugenden Interventionen zur Anwendung kamen, um 52 Prozent reduzierte (RR [Relatives Risiko]: 0,48; 95% KI [Konfidenzintervall]: 0,33–0,72). Mit präventiven Maßnahmen erlitten rund 7 Prozent ein Delir, ohne waren es 14 Prozent.
    Vertrauen in das Ergebnis
    2 von 3 = Moderat

 

  • Ein RCT untersuchte die Wirksamkeit nichtmedikamentöser Maßnahmen in Bezug auf die Dauer, ein anderer in Bezug auf die Schwere des Delirs; dabei zeigten sich keine statistisch signifikanten Unterschiede zwischen Patient*innen nach Delir-Prävention und Standardversorgung.
    Vertrauen in das Ergebnis
    1 von 3 = Niedrig

 

  • Hinsichtlich der Dauer des stationären Aufenthaltes präsentierten drei RCTs unterschiedliche Ergebnisse. In einer Studie mit 377 Patient*innen war die Aufenthaltsdauer bei der Hälfte der Patient*innen der Präventionsgruppe im Vergleich zu jenen der Kontrollgruppe ohne Prävention um zwei Tage kürzer (Median: 12 vs. 14; p=0,04). Zwei weitere RCTs mit einer Anzahl von Teilnehmenden zwischen 287 und 297 zeigten diesbezüglich keinen Unterschied.
    Vertrauen in das Ergebnis
    1 von 3 = Niedrig

 

Eindimensionale nichtmedikamentöse Maßnahmen vs. Standardversorgung:

  • Ein RCT mit 124 Patient*innen zeigte, dass das Delir-Risiko bei Patient*innen, die während ihres Aufenthaltes täglich postoperativ Musik hörten, um 93 Prozent geringer war als bei jenen, die reguläre postoperative Versorgung ohne Musik erhielten (RR: 0,07; 95% KI: 0,02–0,29). Mit Musik erlitten 3 Prozent ein Delir, ohne waren es 45 Prozent.
    Vertrauen in das Ergebnis
    1 von 3 = Niedrig

 

Vertrauen in das Ergebnis

Die vorliegende Evidenz gibt Hinweise, dass die Einzelintervention „Musikhören“ sowie kombinierte nichtmedikamentöse Maßnahmen die Entstehung eines Delirs bei älteren Patient*innen im Vergleich zur Standardversorgung verringern. Ob sich dadurch die Schwere und Dauer eines Delirs oder die Dauer des Krankenhausaufenthaltes reduzieren lässt, bleibt unklar. Zu Personen unter 65 Jahren konnte keine Evidenz identifiziert werden. Das Vertrauen in die Evidenz ist niedrig.

Vertrauen in das Ergebnis
1 von 3 = Niedrig

 

Ergebnisse im Überblick:

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