Antiseptische Mundspülung bei Patient*innen mit COVID-19. Viertes Update

Anfrage

Kann durch eine antiseptische Mundspülung mit Chlorhexidin oder Octenidindihydrochlorid bei Patient*innen mit COVID-19 eine Infektionsübertragung auf das Gesundheitspersonal verhindert werden?

Ergebnisse

Studien

Im Zuge dieses Updates konnte eine neue Studie (1) eingeschlossen werden. Die vorliegende aktuellste Version dieses Rapid Reviews umfasst fünf randomisierte kontrollierte Studien (RCTs) (1-5)mit relevanten Daten zu insgesamt 209 Patient*innen, die wir analysierten. Das Durchschnittsalter der Patient*innen lag zwischen 36 und 62 Jahren, sechs bis 59 Prozent der Teilnehmenden waren Frauen. In allen Studien erhielten Personen der Interventionsgruppe Chlorhexidin (CHX) in unterschiedlicher Konzentration (0,12% oder 0,2%) zum Gurgeln. Patient*innen der Kontrollgruppe gurgelten mit Wasser, Natriumchlorid (NaCl, [0,9%]) oder wurden keiner Intervention unterzogen. In vier RCTs (1-3, 5) kam die Mundspülung einmal zur Anwendung, in einer Studie gurgelten die Teilnehmer*innen zweimal täglich an vier aufeinanderfolgenden Tagen (4).

Resultate

  • Viruslast im Oropharynx der Patient*innen: Vier RCTs mit acht (2), 20 (1), 24 (5) 36 (3) COVID-19-Patient*innen zeigten diesbezüglich unterschiedliche Ergebnisse. Laut der Studien von Elzein et al. (3) und De Paula Eduardo et al. (5) führte das Gurgeln mit CHX zu einer ─ im Vergleich zum Gurgeln mit Wasser ─ statistisch signifikanten Reduktion der Viruskonzentration im Speichel der Patient*innen (MD [Mittelwertdifferenz] der Veränderung: CT-Wert-Zunahme um 6 größer als mit Wasser, p=0,002, p=keine Angabe bis 0,013) Im Gegensatz dazu beobachteten Seneviratne und Kolleg*innen (2) keine statistisch signifikanten Veränderungen der Viruslast im Speichel der Patient*innen (Ct-Wert nach fünf Minuten: 28; nach drei Stunden: 30; nach sechs Stunden: 28. Chaudhary et al. (1) zeigten, dass die Mundspülung mit CHX oder NaCl die Viruskonzentration im Speichel der Patient*innen reduziert, wobei ohne einen statistisch signifikanten Unterschied zwischen den beiden Gruppen (p>0,5).

 

  • Anzahl Patient*innen mit SARS-CoV-2-Nachweis im Speichel: Ein RCT (4) untersuchte 121 COVID-19-Patient*innen; dabei ergab sich, dass bei jenen, die zweimal täglich an vier aufeinanderfolgenden Tagen mit CHX gurgelten, seltener SARS-CoV-2 im Speichel nachgewiesen werden konnte als bei Patient*innen, die nicht mit CHX gurgelten (RR [Relatives Risiko]: 0,40; 95% KI [Konfidenzintervall]: 0,29─0,55).

 

  • Es wurde keine Studie identifiziert, welche der Wirksamkeit von Octenidindihydrochlorid bei Patient*innen mit COVID-19 nachging.
Stärke der Evidenz
0 von 3 = Unzureichend

 

Fazit:

Fünf Studien untersuchten die Frage der Wirksamkeit von Mundspülungen mit CHX bei Patient*innen mit COVID-19. Vier davon liefern Hinweise darauf, dass sich die Virusbelastung im Oropharynx der Patient*innen durch eine antiseptische Mundspülung verringert. Die Ergebnisse dieser Studien sind jedoch aufgrund methodischer Mängel mit Vorsicht zu interpretieren. In keiner der Studien wurden das Vorhandensein infektiöser Viruspartikel im Probematerial, die Anzahl der Infektionen beim Personal oder die Kontamination der Schutzausrüstung evaluiert. Eine Aussage darüber, ob sich durch eine Mundspülung mit CHX oder Octenidindihydrochlorid bei Patient*innen mit COVID-19 eine Infektionsübertragung auf das Gesundheitspersonal verhindern lässt, kann daher nicht getroffen werden.

Was ist neu?

Dieses vierte Update eines Rapid Reviews (https://ebninfo.at/antiseptische_mundspuelung_covid_19_update) berücksichtigt die gesamte Literatur bis inklusive 13. Dezember 2021. Obwohl hier ein neuer RCT eingeschlossen werden konnte, änderte sich an den Schlussfolgerungen des ursprünglichen Rapid Reviews nichts.

Ergebnisse im Überblick:

Ausführliche Beantwortung
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