Anwendung der Lippenbremse bei Patient*innen mit COPD: Einfluss auf Dyspnoe, Gehstrecke und Lebensqualität
Anfrage
Können durch die Anwendung der Lippenatmung/Lippenbremse (LB) Dyspnoe, Gehstrecke und Lebensqualität von Patient*innen mit COPD im Vergleich zu keiner Anwendung verändert werden?
Ergebnisse
Studien
Zur Fragestellung fanden wir drei systematische Übersichtsarbeiten (SR), die Patient*innen mit unterschiedlichen Stadien von chronisch obstruktiver Lungenerkrankung (COPD) inkludierten.
Resultate
- Dyspnoe wurde in acht Studien (n=465) anhand dreier unterschiedlicher Skalen untersucht. Vorrangig zeigte sich bei Anwendung der LB unter Belastung keine geringere Dyspnoe bei Personen mit unklarem Schweregrad der COPD. In der größten Meta-AnalyseStatistisches Verfahren, um die Ergebnisse mehrerer Studien, die die gleiche Frage bearbeiten, quantitativ zu einem Gesamtergebnis zusammenzufassen und dadurch die Aussagekraft (Genauigkeit der Effektschätzer) gegenüber Einzelstudien zu erhöhen. Meta-Analysen werden mit zunehmender Häufigkeit in systematischen Reviews eingesetzt. Allerdings beruht nicht jede Meta-Analyse auf einem systematischen Review. Mehr ergab sich eine Mittelwertdifferenz (MD) von -1,2 Punkten (95% KonfidenzintervallBereich, in dem der „wahre“ Wert einer Messung (Effektgröße) mit einer bestimmten Wahrscheinlichkeit erwartet werden kann (üblicherweise 95% è 95%-Konfidenzintervall). Die Effektgröße kann dabei z.B. ein Therapieeffekt, ein Risiko oder die Sensitivität eines diagnostischen Tests sein. Das Konfidenzintervall beschreibt die Unsicherheit über die Zuverlässigkeit der Aussage zur Effektgröße. Die Breite des Konfidenzintervalls hängt u.a. von der Zahl der in die Studie eingeschlossenen Patienten ab und wird mit zunehmender Patientenzahl enger, d. h. die Effektgröße kann präziser geschätzt werden. Mehr [KI]: -0,5–0,2) nach der modifizierten Borg-Skala.
Stärke der Evidenz
- Alltagsdyspnoe wurde in einer randomisierten kontrollierten Studie (RCTEine experimentelle Studie, bei der die Patienten nach einem Zufallsverfahren (mit verdeckter Zuordnung) auf die Therapie- bzw. die Kontrollgruppe verteilt (Randomisierung) und auf das Auftreten der festgelegten Endpunkte in den einzelnen Gruppen nachbeobachtet werden. Mehr) mit 19 schwer an COPD erkrankten Personen mittels Fragebogens (SOBQ) untersucht. Sowohl nach vier Wochen (MD: -4 Punkte; 95% KI: -20,4–12,4) als auch nach zwölf Wochen (MD: -10,0 Punkte; 95% KI: -28,9–8,9) zeigte sich keine statistisch signifikante Reduktion der Dyspnoe bei Anwendung der LB.
Stärke der Evidenz
- Gehstrecke wurde in vier Studien (n=186) mittels zweier Tests untersucht. Hierbei zeigten sich unterschiedliche Ergebnisse bei moderat bis schwer an COPD erkrankten Personen. Eine Meta-AnalyseStatistisches Verfahren, um die Ergebnisse mehrerer Studien, die die gleiche Frage bearbeiten, quantitativ zu einem Gesamtergebnis zusammenzufassen und dadurch die Aussagekraft (Genauigkeit der Effektschätzer) gegenüber Einzelstudien zu erhöhen. Meta-Analysen werden mit zunehmender Häufigkeit in systematischen Reviews eingesetzt. Allerdings beruht nicht jede Meta-Analyse auf einem systematischen Review. Mehr mit zwei Studien ergab keinen Vorteil in Bezug auf die mittlere Gehstrecke (MD: 6,1 Meter; 95% KI: -35,0–47,3) bei Anwendung des Sechs-Minuten-Geh-Tests. Gegenteilige Effekte zeigte eine Studie (n=60) mit einer um 50,1 Meter längeren Gehstrecke bei Anwendung der LB (95% KI: 37,2–62,9).
Stärke der Evidenz
- Lebensqualität wurde in zwei RCTs (n=60) mittels Hiratsuka-Skala bei Personen mit unklarer Ausprägung der COPD gemessen. Die Ergebnisse der gesamten Skala deuten auf keinen Vorteil der LB hin (MD: -0,9 Punkte; 95% KI: -3,0–4,7). In Bezug auf die Domänen Lebensqualität und Dyspnoe ergaben sich ein Vorteil für die LB (MD: -12,9 Punkte; 95% KI: -22,3–-3,6). Im Bereich Haushaltsführung / Arbeit zeigte die Analyse positive Effekte für Standardversorgung ohne LB (MD: 15,6; 95% KI: 0,5–30,7). Die Spannweite der Skala in den Domänen reicht von 0 bis 100 Punkte.
Stärke der Evidenz
Fazit:
Die Studienergebnisse zu den vier Endpunkten zeigen überwiegend keinen Vorteil für die Anwendung der LB. Bei Dyspnoe unter Belastung und der maximalen Gehstrecke zeigten die Studienergebnisse unklare Effekten bei Anwendung der LB, die jedoch aufgrund der kleinen Studienpopulation auch auf Zufall beruhen könnten. In Bezug auf die Lebensqualität tendieren die Ergebnisse ebenfalls zu keinem Vorteil für die Anwendung mit Ausnahme der Domäne Dyspnoe. Das Vertrauen in die Ergebnisse ist überwiegend unzureichend. Neue Studien werden mit Sicherheit einen wichtigen Einfluss auf die Einschätzung des Behandlungseffektes/der InterventionBeschreibung der Intervention, deren Wirkung erforscht werden soll (1). Mehr haben.
Ergebnisse im Überblick:
Ausführliche Beantwortung
Ausführliche Beantwortung dieser Anfrage als PDF zum Download