Auswirkungen einer Isolierung bei Infektionskrankheiten auf die betroffene Person

Anfrage

Gibt es Evidenz dafür, dass die aktive Isolation von Patient*innen mit Infektionskrankheiten (inkl. COVID-19) das Auftreten von krankenhausassoziierten Komplikationen (unerwünschten Ereignissen) sowie Depression und Angst erhöht bzw. begünstigt?

Ergebnisse

Studien

Zur Beantwortung der gegenständlichen Frage fassten wir die Ergebnisse von sieben Beobachtungsstudien zusammen, die sich mit den Auswirkungen der aktiven Isolation von Patient*innen mit Infektionskrankheiten befassten. Sie schlossen 144 bis 45 266 Teilnehmer*innen mit einem Durchschnittsalter von 50 bis 70 Jahren ein. Die meisten Studien verglichen Personen, die aufgrund einer Infektion oder Besiedelung mit multiresistenten Keimen isoliert worden waren, mit nichtisolierten Patient*innen ohne Infektion.

Resultate

  • Sturz: Die Meta-Analyse von vier Studien mit 4 918 Personen zeigte, dass Patient*innen, die isoliert wurden, häufiger stürzten als jene ohne Isolation (13,3 Prozent [326 von 2 459] vs. 11,9 Prozent [293 von 2 459]; Relatives Risiko [RR]: 1,11; 95% Konfidenzintervall [KI]: 0,96–1,29).

 

  • Dekubitus: Die Analyse der Daten aus drei Studien mit 932 Teilnehmer*innen zeigte, dass Dekubitus in der Isolationsgruppe statistisch signifikant häufiger auftrat als in der Kontrollgruppe (4,7 Prozent [22 von 466] vs. 2,2 Prozent [10 von 466]; RR: 2,83; 95% KI: 1,72–4,64).

 

  • Delir: Eine Studie wies darauf hin, dass bei Patient*innen mit Isolationsmaßnahmen die Chance, ein Delir zu entwickeln, größer war als bei jenen, die nicht abgesondert waren (16,1 Prozent [1 562 von 9 684] vs. 7,5 Prozent [3 785 vs. 50 467]; adjustierte Odds Ratio [OR]: 1,40; 95% KI: 1,24–1,51).

 

  • Medikamentenassoziierte unerwünschte Ereignisse: Drei Studien berichteten keine statistisch signifikanten Unterschiede zwischen den Behandlungsgruppen hinsichtlich des Auftretens von medikamentenassoziierten unerwünschten Ereignissen (Tabelle 2).

 

Fazit

Die vorliegende Evidenz liefert Hinweise darauf, dass die Absonderung von Patient*innen mit Infektionskrankheiten das Sturz-, Dekubitus- sowie Delir-Risiko erhöht. In Bezug auf den Endpunkt „Medikamentenassoziierte unerwünschte Ereignisse“ zeigen sich keine wesentlichen Unterschiede zwischen den Behandlungsgruppen. Die Evidenz ist unzureichend, um den Einfluss der Intervention auf die Entstehung thromboembolischer Ereignisse sowie das Auftreten ungeplanter ICU-Aufenthalte, von Angst und Depression zu beurteilen. Unser Vertrauen in die Evidenz ist unzureichend bis niedrig.

Abbildung 1: Ergebnisse im Überblick

Ausführliche Beantwortung
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© Beitragsbild: Shutterstock.com/Janon Stock

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