Standardisiertes Dekubitus-Assessment versus klinische Beurteilung

Anfrage

Welchen Einfluss hat die Anwendung eines Instruments zur Einschätzung des Dekubitus-Risikos bei erwachsenen Patient*innen im klinischen Setting auf die Anzahl neu auftretender Dekubitus-Fälle während des Krankenaufenthalts im Vergleich zur klinischen Einschätzung?

Ergebnisse

Studien

Mittels systematischer Literaturrecherche ließen sich zwei randomisierte kontrollierte Studien (RCTs) eruieren, die sich mit der Fragestellung befassen. Die Studien schlossen insgesamt 1 487 Patient*innen von Stationen für Innere Medizin oder Onkologie (1) bzw. von neun Stationen eines Militärkrankenhauses (2) ein. Die Studien untersuchten die Häufigkeit des Neuauftretens von Dekubitus bei Anwendung von drei standardisierten Dekubitus-Assessment-Instrumenten und verglichen diese mit der klinischen Einschätzung des Dekubitus-Risikos. Die Beobachtungsdauer reichte von vier Tagen bis acht Wochen.

Resultate

Beide Studien ergaben in Bezug auf die Häufigkeit von Dekubitus nach Beurteilung des Dekubitus-Risikos mittels standardisierter Dekubitus-Assessment-Instrumente oder klinischer Einschätzung keinen statistisch signifikanten Unterschied zwischen den beiden Methoden (1, 2).

 

Waterlow-Skala oder Ramstadius versus klinische Einschätzung

Ein RCT (1) mit 1 231 Patient*innen zeigte bezüglich der Dekubitus-Häufigkeit keinen statistisch signifikanten Unterschied zwischen Personen, deren Dekubitus-Risiko mittels Assessment-Instruments (Waterlow-Skala oder Ramstadius) beurteilt wurde, und solchen, bei denen eine klinische Einschätzung des Risikos erfolgte. Beispielsweise traten unter Bewertung mit der Waterlow-Skala im Zeitraum von vier Tagen bei 7,5 Prozent der Patient*innen (31 von 411) Dekubitalgeschwüre auf, in der Gruppe jener, deren Risiko klinisch eingeschätzt wurde, waren es 6,8 Prozent (28 von 410; Relatives Risiko [RR]: 1,10; 95% Konfidenzintervall [KI]: 0,68–1,81). Unser Vertrauen in die Evidenz ist moderat.

Stärke der Evidenz
2 von 3 = Moderat

 

Braden-Skala mit Schulung versus Einschätzung ohne Instrument mit Schulung

In Bezug auf die Dekubitus-Rate ergab sich bei 256 Patient*innen kein statistisch signifikanter Unterschied zwischen der Gruppe, deren Dekubitus-Risikobewertung mittels Braden-Skala erfolgte, und jener, deren Risiko klinisch bewertet wurde (Tabelle 4 und 5). Die Ergebnisse waren ähnlich, unabhängig davon, ob eine Schulung für die Anwendung des Instruments erfolgte oder nicht (2). Die Beobachtungsdauer in der Studie betrug acht Wochen. Unser Vertrauen in die Evidenz ist niedrig.

Stärke der Evidenz
1 von 3 = Niedrig

 

Fazit:

Beim Vergleich der Anwendung eines strukturierten Instruments zur Dekubitus-Risikoeinschätzung (Braden, Waterlow oder Ramstadius) und der Einschätzung ohne Instrument/mittels klinischer Beurteilung zeigen sich keine wesentlichen Unterschiede in Bezug auf die Entwicklung eines Dekubitus. Unser Vertrauen in die Evidenz ist niedrig bis moderat.

Ergebnisse im Überblick:

 

 

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