Fixateur externe: Haben Reinigung und Verbände Einfluss auf die Zahl der Pin-site-Infektionen?

Anfrage

Gibt es Evidenz dafür, dass bei erwachsenen PatientInnen mit Fixateur externe die Reinigung der Pin-sites im Vergleich zu keiner Reinigung und eine sterile antiseptische Reinigung im Vergleich zu einer nicht sterilen antiseptischen Reinigung die Anzahl an Pin-site-Infektionen verändert? Hat zudem die Anwendung verschiedener Verbandarten bei der Versorgung der Pin-sites Einfluss auf die Anzahl von Pin-site-Infektionen?

Ergebnisse

Studien

Wir haben vier (1-4) randomisierte kontrollierte Studien (RCT) und eine nicht randomisierte kontrollierte Studie (nRCT) gefunden (5), welche die Versorgung der Pin-sites bei Fixateur externe untersuchten.

Reinigung der Pin-sites: Resultate    

  • Keine Reinigung vs. antiseptische Reinigung: Ein RCT (2) mit 118 Teilnehmenden (120 Handgelenke) setzte keine Reinigung in Vergleich zu einer Reinigung der Pin-sites mittels eines Gemischs aus Kochsalzlösung und Wasserstoffperoxid (1:1). Bei keiner Reinigung zeigten sich weniger Rötungen, Unterhautgewebsentzündungen und Sezernierungen der Eintrittsstellen als bei Reinigung (die durch die PatientInnen selbst vorgenommen wurde). Nicht alle Unterschiede erreichten allerdings statistische Signifikanz. Sezernierungen ließen sich statistisch signifikant weniger häufig bei keiner Reinigung als bei Reinigung beobachtet (7,5 vs. 27,5 Prozent) (RR [Relatives Risiko]: 0,27; 95% KI [Konfidenzintervall]: 0,08–0,90).  
    Vertrauen in das Ergebnis
    1 von 3 = Niedrig

 

  • Vergleich verschiedener Reinigungslösungen: Ein RCT (1) mit 128 TeilnehmerInnen (568 Pin-sites) verglich die Reinigung mit Chlorhexidin-Alkohol-Lösung und Povidon-Jod. Die Ergebnisse (22,7 vs. 23,6 Prozent) zeigten, dass das Risiko für eine Pin-site-Infektion bei beiden Interventionen ähnlich ist (RR: 0,86; 95% KI: 0,04–1,85). Der Unterschied ist statistisch nicht signifikant.
    Vertrauen in das Ergebnis
    1 von 3 = Niedrig

 

  • Nicht sterile (antiseptische) Reinigung vs. sterile (antiseptische) Reinigung: Ein RCT (4) mit 39 Personen (610 Pin-sites) verglich die nicht sterile Reinigung mit Seife und die sterile (antiseptische) Reinigung mit Povidon-Jod. Bei Anwendung von Seife traten numerisch mehr geringgradige Infektionen auf (50,7 vs. 43,6 Prozent) als bei jener von Povidon-Jod (RR: 1,16; 95% KI: 0,98–1,37). Schwerwiegende Pin-site-Infektionen fanden sich in beiden Gruppen ähnlich oft (3,5 vs. 3,7 Prozent) (RR: 0,97; 95% KI: 0,43–2,2). Die Unterschiede sind statistisch jedoch nicht signifikant.
    Vertrauen in das Ergebnis
    1 von 3 = Niedrig

 

Verbände: Resultate

  • Silbersulfadiazin-Verband: Ein RCT (3) mit 30 PatientInnen stellte den Vergleich von Silbersulfadiazin-Verband und trockenem Verband in den Mittelpunkt. Die Ergebnisse (40,0 vs. 43,5 Prozent) zeigen, dass bei beiden Interventionen ein ähnlich großes Risiko für eine Pin-site-Infektion besteht (RR: 0,86; 95% KI: 0,38–1,95).
    Vertrauen in das Ergebnis
    1 von 3 = Niedrig

 

  • Chlorhexidin-imprägnierter Biopatch: Ein RCT (2) untersuchte bei 118 PatientInnen (120 Handgelenke), inwieweit sich bei Anwendung eines trockenen Verbands Unterschiede zu der eines mit Chlorhexidin imprägnierten Biopatches zeigen. Bei trockenem Verband ergaben sich an den Pin-sites weniger Rötungen (15 vs. 17,5 Pro-zent), Unterhautgewebsentzündungen (10,0 vs. 15,0 Prozent) und Sezernierungen (7,5 vs. 12,5 Prozent) als bei mit Chlorhexidin imprägnierten Biopatches. Keiner der Unterschiede erreichte jedoch statistische Signifikanz.
    Vertrauen in das Ergebnis
    1 von 3 = Niedrig

 

  • Aktiver Leptospermum-Honig (ALH): In einer kontrollierten klinischen Studie (5), die 35 PatientInnen (461 Pin-sites) umfasste, wurde die Wirkung bei Anwendung von ALH gegenüber keinem ALH verglichen. Bei Verwendung von ALH entwickelten 10,5 Prozent der PatientInnen eine Infektion – gegenüber 56,5 Prozent der Gruppe ohne ALH-Anwendung; 1,2 Prozent der mit ALH behandelten und 7,4 Prozent der nicht damit behandelten Pin-sites wiesen eine Infektion auf. Die Ergebnisse zeigten bei Anwendung von ALH sowohl pro PatientIn (RR: 0,19; KI: 0,05–0,74) als auch pro Pin-site (RR: 0,17; KI: 0,05–0,56) ein statistisch signifikant geringeres Risiko, eine Pin-site-Infektion zu entwickeln.
    Vertrauen in das Ergebnis
    0 von 3 = Unzureichend

 

Fazit:

Nur wenige klinische Studien haben diese Fragestellung untersucht, zudem wiesen sie vorrangig niedrige Qualität auf. Lediglich Evidenz mit niedriger Qualität lässt darauf schließen, dass regelmäßiges Reinigen der Pin-sites mit einem Gemisch aus Kochsalzlösung und Wasserstoffperoxid zu mehr Sezernierungen führen und dass die Anwendung von ALH das Risiko von Pin-site-Infektionen reduzieren kann. Neue Studien werden mit Sicherheit einen wichtigen Einfluss auf die Einschätzung des Behandlungseffektes/der Intervention haben.

 

Ergebnisse im Überblick:

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